Sebastian Cohen
OHNE Vergebung                                      Der 5. Teil der Duke-Reihe
Miss Johnson! Ein Name, der für Duke ein Inbegriff seines nie endenden Albtraums darstellt. Wie ein Tornado hat diese skrupellose Frau mit ihrer Verbrecherbande all seine Träume dem Erdboden gleichgemacht. Vollkommen sinnlos wurde seine geliebte Tanya mitsamt der Crew des Wavedancers aus Neid und Habgier ermordet. Einzig der Gedanke, die Verantwortlichen in Panama zur Strecke zu bringen, lässt Duke noch funktionieren und er sinnt auf Vergeltung. Wird es ihm gelingen, die Verbrecher in die Finger zu bekommen, um Tanyas Tod zu rächen? Oder begibt sich Duke in sinnlose Gefahr, weil er das gerissene Tochter-Vater- Team erneut unterschätzt? Doch wie gut er sich auch vorbereitet und seine Pläne ausführt, scheinbar hat das Universum immer das letzte Wort.
Kapitel 1 P echschwarze Dunkelheit umhüllte Duke und eine eisige Kälte durchdrang ihn bis auf die Knochen. Seine kurze Hose und das Jeanshemd waren nicht wirklich die beste Ausrüstung, um mitten in der Nacht aus einem Flugzeug zu springen, das in 6000 Fuß über die karge Landschaft von Riverside County in Kalifornien flog. Doch was ihm wirklich unter die Haut ging, war nicht die Kälte, sondern mitansehen zu müssen, wie seine geliebte Cessna sich beim Absturz in einen Feuerball verwandelte. Duke hing unbequem im Gurtzeug des Fallschirms und war sich bewusst, dass dieser Sinneseindruck für den Augenblick seine geringste Sorge war. Jetzt hieß es, sich auf eine halbwegs sanfte Landung zu konzentrieren und sich nicht von dem Verlust seiner Maschine ablenken zu lassen. Der Feuerschein der Explosion half ihm, sich zu orientieren und einzuschätzen, aus welcher Richtung der Wind wehte. Wie erhofft, war der Rückenwind sein Verbündeter, um sich weiter und weiter von der Absturzstelle zu entfernen. Durch seinen Körper rauschte gerade eine Monatsproduktion Adrenalin und half ihm, in dieser selbstmörderischen Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Leicht zog er an der linken Steuerleine, drehte sanft ein paar Grad nach Osten und konnte in der Distanz die Lichter von Blythe erkennen. Dieser Ort war nur eine von vielen Etappen auf seinem langen Weg zurück nach Panama und mit einer unbedeutenden Ansammlung von Häusern im Nirgendwo, war Blythe mehr als ideal, um für die erste Nacht unterzutauchen und seine Häscher zu verwirren. Die Fallschirmseide flatterte unruhig im Fahrtwind, als er die letzte Kurve einleitete und sich bereit machte zur Landung. Nur das Licht des Mondes, der sich gerade an den Wolken vorbeischummelte und etwas die stockdunkle Landschaft erhellte, ließ ihn erahnen, wo er gleich ungemütlich landen würde. Seine Augen suchten den Horizont ab, ob irgendwo Gefahren lauerten. Es war kaum möglich, sich im Sinkflug zu orientieren, die Aktion grenzte fast an Selbstverstümmelung. Jetzt wurde ihm bewusst, dass dieser Stunt eine ganz dumme Idee gewesen war und er hoffte inständig, dass nicht eine der Überlandleitungen der Meinung war, seinen Nachtausflug vorzeitig zu beenden. Eine wüstenähnliche Landschaft breitete sich unter ihm aus. Gar nicht gut, dachte er, als er mit einem Mal die unzähligen Kakteen bemerkte, die jetzt schemenhaft zu erkennen waren. Soweit er es einschätzen konnte, hatte er wohl sein Zielgebiet erreicht. Er konnte zwar einiges berechnen, in der Realität sahen dann die Dinge doch etwas anders aus und in dieser Dunkelheit erst recht. Immer cool bleiben, ermahnte er sich und ging in den letzten Sekunden des Ausgleitens den Teil der Ausbildung durch, wo ihm beigebracht worden war, wie er sich im Falle einer harten Landung abrollen sollte. Im letzten Augenblick zog er beide Steuerleinen gefühlvoll durch und fing den Fallschirm im perfekten Moment ab. Es schien so, als wenn sein Schutzengel an diesem Abend Überstunden machte, denn er landete sanft und sicher. Sekunden später fiel hinter ihm der Fallschirm mit einem Rascheln auf den staubigen Boden. Eilig schnallte Duke sich ab, zog den Schirm heran und legte sich für einen Moment auf die Fallschirmseide. Mit einem Mal hatte er das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und fing an, zu tief und viel zu schnell zu atmen. Kurz bevor er am Hyperventilieren war, nahm er seine Hände vors Gesicht und atmete in die gewölbte Handfläche hinein. Einen dreifachen Moment später hatte er sich wieder unter Kontrolle und fing an, über seine Situation nachzudenken. Seit er vor zwei Stunden in Los Angeles gestartet war, stand er unter Strom. Im Augenblick hatte er das Gefühl, dass sein Blut sich mit all dem Adrenalin in einen Energy Drink verwandelt hatte und jetzt durch seinen Körper pumpte, was überall ein Kribbeln erzeugte. Am liebsten wäre er hier auf der weichen Fallschirmseide noch ein paar Minuten liegengeblieben, aber die Zeit drängte erbarmungslos, sich schleunigst aus dem Staub zu machen. Nach einem kurzen Moment der Ruhe rappelte er sich auf, packte sein Tablet aus und schaltete es ein. Sofort dimmte er die Helligkeit und startete das Kartenprogramm, um zu prüfen, wo sich sein Landeplatz befand und in welche Richtung er nun marschieren müsste. Das GPS bestätigte ihm, dass er sich wie geplant in der Nähe der Interstate 10 befand. Die Cessna war tatsächlich kurz vor Blythe abgestürzt, so wie er es beabsichtigt hatte. Zum Feiern blieb ihm aber keine Zeit. Sein nächstes Ziel war Phoenix, etwa 150 Meilen vom jetzigen Standort entfernt und sollte einfach zu erreichen sein. So schnell es ging, packte er den Schirm zusammen und vergrub ihn im weichen Sand. Niemand durfte den Fallschirm entdecken, dessen bunte Farben für jeden Suchscheinwerfer wie eine Signalfahne wirken würden. Egal, was er von nun an unternahm, er musste den Kopf einschalten und jegliche Fehler vermeiden. Zufrieden, dass der Fallschirm nicht mehr zu sehen war, legte er noch ein paar Steine zur Tarnung darüber und bedankte sich bei seinem bunten Lebensretter. Kurz hielt er den Atem an und horchte in die Dunkelheit. Hörte er bereits Sirenen? Doch außer den normalen Geräuschen der Nacht erreichte nichts Alarmierendes seine Trommelfelle. Zeit sich auf den Weg zu machen, ermahnte er sich und lief los. Laut der Markierung im Kartenprogramm sollte er in weniger als 30 Minuten eine Tankstelle erreichen. Duke vermutete, dass die Flugsicherung nach seinem Notruf bereits die Rettungsmaschinerie aktiviert hatte, da die Cessna zu lange vom Radar verschwunden war. Mit großer Sicherheit waren schon Suchtrupps mit Helikoptern zu der Absturzstelle unterwegs, um nach dem verschollenen Piloten zu suchen. Das war der kritische Punkt in seinem improvisierten Plan, der wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen könnte. Nun hieß es unsichtbar mit der Dunkelheit zu verschmelzen, denn niemand durfte ihn jetzt in der Nähe des Absturzgebietes erwischen. Das zügige Laufen tat gut, um die Reste des Adrenalins zu verbrennen und mit jedem Schritt normalisierte sich allmählich sein Puls. Trotz der Unebenheiten im Gelände machte er gutes Tempo und es dauerte nicht lange, bis er deutlich die ersten bunten Lichter vor sich hatte. Ein letztes Mal schaute er kurz auf sein Tablet, um die eingezeichnete Tankstelle mit der Lichtquelle am Horizont zu vergleichen. So weit, so gut, beglückwünschte sich Duke und war von dem leichten Joggen etwas außer Atem. Kurz vor dem Erreichen der Tankstelle hörte er den ersten Helikopter knattern. Definitiv war er keine Minute zu früh aus der Absturzzone abgehauen. Wie ein fetter Laser schnitt der Suchscheinwerfer des Helikopters durch die dunkle Nacht und grillte dabei wahrscheinlich die Netzhaut von all den Tieren, die zu doof waren und nachschauten, was in der Nachbarschaft los war. So, wie die Crew den Scheinwerfer bediente, hatten sie alles weiträumig im Blick. Die Jungs waren wirklich schnell, das musste er ihnen lassen. Acht Minuten später reinigte er sich gründlich auf der stinkenden Toilette der Tankstelle, holte sich einen mit Koffein gefüllten Pappbecher und setzte sich auf den Bordstein des angrenzenden Parkplatzes. Der Helikopter war bereits aus seinem Blickwinkel verschwunden und mit ihm auch etwas die Anspannung, die ihn erfasst hatte. Das Koffein wirkte sofort und verdünnte den Rest des Stresshormons. Nur ein paar Grillen und ein vorbeirasender Truck unterbrach die Stille, wenn man von der vibrierenden Neonreklame absah. Solche Nebensächlichkeiten bemerkte Duke in diesem Moment nicht, als er den Rest des Kaffees trank und versuchte, das Chaos in seinem Kopf unter Kontrolle zu bekommen. Noch immer konnte er nicht fassen, was sich in den letzten 48 Stunden alles ereignet hatte und zu welch radikalen Maßnahmen er gezwungen worden war. Duke konnte nur hoffen, dass Flynn sich von dem Absturz der Cessna inklusive seinem „Tod“ überzeugen ließ und dieser die angeheuerten Kopfgeldjäger zurückpfiff. Mit dem leeren Pappbecher in der Hand und wie ein Penner am Straßenrand sitzend, musste er feststellen, wie sinnlos bisher alles war. Seit er vor einem Jahr Keene verlassen hatte, konnte er nicht wirklich ein positives Ergebnis vorweisen. Was immer er anfasste, fiel ihm aus der Hand und zerbrach in tausend Teile, die man nie wieder zusammensetzen konnte. Das, was noch von seinem Traum übrig war, passte letztlich in einen Rucksack. Enttäuscht von sich, schüttelte er den Kopf und zerdrückte missmutig den Becher. In diesem Moment fühlte er sich unendlich einsam. Der schmerzhafte Verlust von Tanya, Jennifer und . Kopfschüttelnd stoppte Duke sich. Erneut verfiel er in den verhassten Teufelskreis von Trostlosigkeit und Schuld, der nur in einer geistigen Sackgasse enden würde. Diese Endlosschleife von Selbstgeißelung und Wut musste er durchbrechen, wenn er bei klarem Verstand bleiben wollte. Letztlich hatte er immer noch ein Ziel: Miss Johnson und Professor Harris den grausamsten Tod zu bescheren, der körperlich möglich wäre. Gleichzeitig würde er sicherstellen, dass die drei mörderischen Soldaten im Chor der Schmerzen mitsingen, wenn er sie in die Hände bekam. Das war seine Mission und leider im Augenblick der traurige Inhalt seines erbärmlichen Daseins. Er würde erst wieder Ruhe finden, wenn er Rache an den Personen nahm, die Tanya und seine Freunde auf dem Gewissen hatten. Duke schaute auf die Uhr und stellte verwundert fest, dass gerade ein neuer Tag begonnen hatte. Krass, wo war die Zeit geblieben? Bevor er sich aufmachte, um den Weg nach Phoenix in Angriff zu nehmen, nahm er sich die Zeit, um seinen Stoffkumpel aus dem Rucksack zu holen. Lange schaute er ihm ins lächelnde Polyester-Gesicht und etwas Zuversicht entstand. »Na, mein kleiner Freund, alles gut überstanden?« Duke richtete ihm die krummen Ohren und bevor er sich selbst eine Antwort geben konnte, traf ihn ein heftiger Schlag auf den Hinterkopf, der ihn sofort ins Land der kommenden Albträume beförderte.
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Teil 6 Leseprobe
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Miss Johnson! Ein Name, der für Duke ein Inbegriff seines nie endenden Albtraums darstellt. Wie ein Tornado hat diese skrupellose Frau mit ihrer Verbrecherbande all seine Träume dem Erdboden gleichgemacht. Vollkommen
sinnlos wurde seine geliebte Tanya mitsamt der Crew des Wavedancers aus Neid und Habgier ermordet. Einzig der Gedanke, die Verantwortlichen in Panama zur Strecke zu bringen, lässt Duke noch funktionieren und er sinnt auf Vergeltung. Wird es ihm gelingen, die Verbrecher in die Finger zu bekommen, um Tanyas Tod zu rächen? Oder begibt sich Duke in sinnlose Gefahr, weil er das gerissene Tochter-Vater-Team erneut unterschätzt? Doch wie gut er sich auch vorbereitet und seine Pläne ausführt, scheinbar hat das Universum immer das letzte Wort.
Kapitel 1 P echschwarze Dunkelheit umhüllte Duke und eine eisige Kälte durchdrang ihn bis auf die Knochen. Seine kurze Hose und das Jeanshemd waren nicht wirklich die beste Ausrüstung, um mitten in der Nacht aus einem Flugzeug zu springen, das in 6000 Fuß über die karge Landschaft von Riverside County in Kalifornien flog. Doch was ihm wirklich unter die Haut ging, war nicht die Kälte, sondern mitansehen zu müssen, wie seine geliebte Cessna sich beim Absturz in einen Feuerball verwandelte. Duke hing unbequem im Gurtzeug des Fallschirms und war sich bewusst, dass dieser Sinneseindruck für den Augenblick seine geringste Sorge war. Jetzt hieß es, sich auf eine halbwegs sanfte Landung zu konzentrieren und sich nicht von dem Verlust seiner Maschine ablenken zu lassen. Der Feuerschein der Explosion half ihm, sich zu orientieren und einzuschätzen, aus welcher Richtung der Wind wehte. Wie erhofft, war der Rückenwind sein Verbündeter, um sich weiter und weiter von der Absturzstelle zu entfernen. Durch seinen Körper rauschte gerade eine Monatsproduktion Adrenalin und half ihm, in dieser selbstmörderischen Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Leicht zog er an der linken Steuerleine, drehte sanft ein paar Grad nach Osten und konnte in der Distanz die Lichter von Blythe erkennen. Dieser Ort war nur eine von vielen Etappen auf seinem langen Weg zurück nach Panama und mit einer unbedeutenden Ansammlung von Häusern im Nirgendwo, war Blythe mehr als ideal, um für die erste Nacht unterzutauchen und seine Häscher zu verwirren. Die Fallschirmseide flatterte unruhig im Fahrtwind, als er die letzte Kurve einleitete und sich bereit machte zur Landung. Nur das Licht des Mondes, der sich gerade an den Wolken vorbeischummelte und etwas die stockdunkle Landschaft erhellte, ließ ihn erahnen, wo er gleich ungemütlich landen würde. Seine Augen suchten den Horizont ab, ob irgendwo Gefahren lauerten. Es war kaum möglich, sich im Sinkflug zu orientieren, die Aktion grenzte fast an Selbstverstümmelung. Jetzt wurde ihm bewusst, dass dieser Stunt eine ganz dumme Idee gewesen war und er hoffte inständig, dass nicht eine der Überlandleitungen der Meinung war, seinen Nachtausflug vorzeitig zu beenden. Eine wüstenähnliche Landschaft breitete sich unter ihm aus. Gar nicht gut, dachte er, als er mit einem Mal die unzähligen Kakteen bemerkte, die jetzt schemenhaft zu erkennen waren. Soweit er es einschätzen konnte, hatte er wohl sein Zielgebiet erreicht. Er konnte zwar einiges berechnen, in der Realität sahen dann die Dinge doch etwas anders aus und in dieser Dunkelheit erst recht. Immer cool bleiben, ermahnte er sich und ging in den letzten Sekunden des Ausgleitens den Teil der Ausbildung durch, wo ihm beigebracht worden war, wie er sich im Falle einer harten Landung abrollen sollte. Im letzten Augenblick zog er beide Steuerleinen gefühlvoll durch und fing den Fallschirm im perfekten Moment ab. Es schien so, als wenn sein Schutzengel an diesem Abend Überstunden machte, denn er landete sanft und sicher. Sekunden später fiel hinter ihm der Fallschirm mit einem Rascheln auf den staubigen Boden. Eilig schnallte Duke sich ab, zog den Schirm heran und legte sich für einen Moment auf die Fallschirmseide. Mit einem Mal hatte er das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und fing an, zu tief und viel zu schnell zu atmen. Kurz bevor er am Hyperventilieren war, nahm er seine Hände vors Gesicht und atmete in die gewölbte Handfläche hinein. Einen dreifachen Moment später hatte er sich wieder unter Kontrolle und fing an, über seine Situation nachzudenken. Seit er vor zwei Stunden in Los Angeles gestartet war, stand er unter Strom. Im Augenblick hatte er das Gefühl, dass sein Blut sich mit all dem Adrenalin in einen Energy Drink verwandelt hatte und jetzt durch seinen Körper pumpte, was überall ein Kribbeln erzeugte. Am liebsten wäre er hier auf der weichen Fallschirmseide noch ein paar Minuten liegengeblieben, aber die Zeit drängte erbarmungslos, sich schleunigst aus dem Staub zu machen. Nach einem kurzen Moment der Ruhe rappelte er sich auf, packte sein Tablet aus und schaltete es ein. Sofort dimmte er die Helligkeit und startete das Kartenprogramm, um zu prüfen, wo sich sein Landeplatz befand und in welche Richtung er nun marschieren müsste. Das GPS bestätigte ihm, dass er sich wie geplant in der Nähe der Interstate 10 befand. Die Cessna war tatsächlich kurz vor Blythe abgestürzt, so wie er es beabsichtigt hatte. Zum Feiern blieb ihm aber keine Zeit. Sein nächstes Ziel war Phoenix, etwa 150 Meilen vom jetzigen Standort entfernt und sollte einfach zu erreichen sein. So schnell es ging, packte er den Schirm zusammen und vergrub ihn im weichen Sand. Niemand durfte den Fallschirm entdecken, dessen bunte Farben für jeden Suchscheinwerfer wie eine Signalfahne wirken würden. Egal, was er von nun an unternahm, er musste den Kopf einschalten und jegliche Fehler vermeiden. Zufrieden, dass der Fallschirm nicht mehr zu sehen war, legte er noch ein paar Steine zur Tarnung darüber und bedankte sich bei seinem bunten Lebensretter. Kurz hielt er den Atem an und horchte in die Dunkelheit. Hörte er bereits Sirenen? Doch außer den normalen Geräuschen der Nacht erreichte nichts Alarmierendes seine Trommelfelle. Zeit sich auf den Weg zu machen, ermahnte er sich und lief los. Laut der Markierung im Kartenprogramm sollte er in weniger als 30 Minuten eine Tankstelle erreichen. Duke vermutete, dass die Flugsicherung nach seinem Notruf bereits die Rettungsmaschinerie aktiviert hatte, da die Cessna zu lange vom Radar verschwunden war. Mit großer Sicherheit waren schon Suchtrupps mit Helikoptern zu der Absturzstelle unterwegs, um nach dem verschollenen Piloten zu suchen. Das war der kritische Punkt in seinem improvisierten Plan, der wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen könnte. Nun hieß es unsichtbar mit der Dunkelheit zu verschmelzen, denn niemand durfte ihn jetzt in der Nähe des Absturzgebietes erwischen. Das zügige Laufen tat gut, um die Reste des Adrenalins zu verbrennen und mit jedem Schritt normalisierte sich allmählich sein Puls. Trotz der Unebenheiten im Gelände machte er gutes Tempo und es dauerte nicht lange, bis er deutlich die ersten bunten Lichter vor sich hatte. Ein letztes Mal schaute er kurz auf sein Tablet, um die eingezeichnete Tankstelle mit der Lichtquelle am Horizont zu vergleichen. So weit, so gut, beglückwünschte sich Duke und war von dem leichten Joggen etwas außer Atem. Kurz vor dem Erreichen der Tankstelle hörte er den ersten Helikopter knattern. Definitiv war er keine Minute zu früh aus der Absturzzone abgehauen. Wie ein fetter Laser schnitt der Suchscheinwerfer des Helikopters durch die dunkle Nacht und grillte dabei wahrscheinlich die Netzhaut von all den Tieren, die zu doof waren und nachschauten, was in der Nachbarschaft los war. So, wie die Crew den Scheinwerfer bediente, hatten sie alles weiträumig im Blick. Die Jungs waren wirklich schnell, das musste er ihnen lassen. Acht Minuten später reinigte er sich gründlich auf der stinkenden Toilette der Tankstelle, holte sich einen mit Koffein gefüllten Pappbecher und setzte sich auf den Bordstein des angrenzenden Parkplatzes. Der Helikopter war bereits aus seinem Blickwinkel verschwunden und mit ihm auch etwas die Anspannung, die ihn erfasst hatte. Das Koffein wirkte sofort und verdünnte den Rest des Stresshormons. Nur ein paar Grillen und ein vorbeirasender Truck unterbrach die Stille, wenn man von der vibrierenden Neonreklame absah. Solche Nebensächlichkeiten bemerkte Duke in diesem Moment nicht, als er den Rest des Kaffees trank und versuchte, das Chaos in seinem Kopf unter Kontrolle zu bekommen. Noch immer konnte er nicht fassen, was sich in den letzten 48 Stunden alles ereignet hatte und zu welch radikalen Maßnahmen er gezwungen worden war. Duke konnte nur hoffen, dass Flynn sich von dem Absturz der Cessna inklusive seinem „Tod“ überzeugen ließ und dieser die angeheuerten Kopfgeldjäger zurückpfiff. Mit dem leeren Pappbecher in der Hand und wie ein Penner am Straßenrand sitzend, musste er feststellen, wie sinnlos bisher alles war. Seit er vor einem Jahr Keene verlassen hatte, konnte er nicht wirklich ein positives Ergebnis vorweisen. Was immer er anfasste, fiel ihm aus der Hand und zerbrach in tausend Teile, die man nie wieder zusammensetzen konnte. Das, was noch von seinem Traum übrig war, passte letztlich in einen Rucksack. Enttäuscht von sich, schüttelte er den Kopf und zerdrückte missmutig den Becher. In diesem Moment fühlte er sich unendlich einsam. Der schmerzhafte Verlust von Tanya, Jennifer und . Kopfschüttelnd stoppte Duke sich. Erneut verfiel er in den verhassten Teufelskreis von Trostlosigkeit und Schuld, der nur in einer geistigen Sackgasse enden würde. Diese Endlosschleife von Selbstgeißelung und Wut musste er durchbrechen, wenn er bei klarem Verstand bleiben wollte. Letztlich hatte er immer noch ein Ziel: Miss Johnson und Professor Harris den grausamsten Tod zu bescheren, der körperlich möglich wäre. Gleichzeitig würde er sicherstellen, dass die drei mörderischen Soldaten im Chor der Schmerzen mitsingen, wenn er sie in die Hände bekam. Das war seine Mission und leider im Augenblick der traurige Inhalt seines erbärmlichen Daseins. Er würde erst wieder Ruhe finden, wenn er Rache an den Personen nahm, die Tanya und seine Freunde auf dem Gewissen hatten. Duke schaute auf die Uhr und stellte verwundert fest, dass gerade ein neuer Tag begonnen hatte. Krass, wo war die Zeit geblieben? Bevor er sich aufmachte, um den Weg nach Phoenix in Angriff zu nehmen, nahm er sich die Zeit, um seinen Stoffkumpel aus dem Rucksack zu holen. Lange schaute er ihm ins lächelnde Polyester- Gesicht und etwas Zuversicht entstand. »Na, mein kleiner Freund, alles gut überstanden?« Duke richtete ihm die krummen Ohren und bevor er sich selbst eine Antwort geben konnte, traf ihn ein heftiger Schlag auf den Hinterkopf, der ihn sofort ins Land der kommenden Albträume beförderte.
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