OHNE Hemmung                         Der 3. Teil der Duke-Reihe
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Sebastian Cohen
All seiner Träume beraubt, wird einem verzweifelten Duke von unerwarteter Seite Hilfe angeboten und ein Wunder auf Heilung versprochen. Anfänglich noch skeptisch, nimmt er das Angebot an und reist nach Guatemala. Voller Hoffnung, hier ein über Generationen im Geheimen praktiziertes Heilungsritual auszuprobieren, landet er im chaotischen Guatemala City. Kaum sitzt Duke im Taxi, wird er gezwungen rasch zu handeln, da sich die Dinge mit einem Mal anders entwickeln als erwartet. Körperlich nicht in der besten Verfassung und emotional ein wenig eingebeult, muss er einem Gegenspieler Paroli bieten, mit dem nicht zu spaßen ist. Er findet sich in einer Situation wieder, die er immer vermeiden wollte. Anscheinend verfolgt ihn der Tod, was immer er anstellt, wo auch immer er sich aufhält.
Kapitel 1 E ine warme Brise wehte vom Pazifik über den weißen Sand des Hermosa Beach und streichelte die Palmenblätter, welche vor Freude im Wind tanzten. Ein perfekter Tag, den Clarence nutzte, um ein wenig die Nachbarschaft zu erkunden. Ausgeschlafen lief er, wie jeden Tag, die Strandpromenade für einen Spaziergang entlang, auf der Suche nach etwas Interessantem. Als er an dem neu renovierten Laden entlanglief, ließ ihn ein herzzerreißender Schrei erstarren. Clarence blieb erschrocken stehen, fuhr seine Krallen aus und machte einen Buckel. Wenn er auf der Jagd nach Mäusen war, hatte er schon die unterschiedlichsten Schreie gehört. Von bestohlenen Touristen oder Frauen, die vermöbelt wurden. Doch was er gerade hinter dieser Tür hörte, war selbst für einen routinierten Straßenkater wie ihn unheimlich. Zukünftig würde er diese Gegend meiden, beschloss er und schlich sich davon. *** Der Schrei kam von Duke, der auf der anderen Seite der Tür auf dem Boden lag und sich mit zittriger Hand eine Waffe an die Schläfe hielt. Er schrie all seine Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung heraus, wovon ihn nur noch eine Kugel befreien konnte. Duke schaltete geistig ab, schloss die Augen und betätigte den Abzug. Ein „Klick“ Geräusch gesellte sich zu seinem Schrei. Doch das große Finale blieb aus. Sein Schrei verstummte und langsam füllten sich seine Augen mit Tränen. Ein weiteres Mal zog er den Schlitten der Waffe durch, um Platz zu machen für eine neue Patrone. Schluchzend richtete er sich auf und mit verschwommenem Blick zielte er für einen Probeschuss auf seinen rechten Fuß. Rationales Denken setzte bei ihm gerade aus, denn die paar Nervenzellen in seinem Gehirn, die noch Lust hatten, ihn zu ärgern, signalisierten ihm ohne Erfolg, dass er in seinem gelähmten Zustand sowieso keine Schmerzen spüren würde. „Klick“. Erneut passierte nichts. Der Klang des Pins, der ins Leere traf, lachte ihn geradezu aus. Duke ließ deprimiert die Waffe fallen und legte sich wieder hin. Er rüttelte am Sicherungskasten des Lebens und trotzdem blieb das Licht an. Nun bereute er, damals diese Waffe auf der Straße im Dunkeln gekauft zu haben. Das war sicher nicht die beste Idee für solch eine Aktion. Langsam beruhigte er sich wieder und ging seine Optionen durch. Er könnte sich mit dem Ding ja immer noch die Birne einschlagen, doch so recht überzeugend fand er diese Idee dann auch nicht. Duke blieb liegen und nachdem sich seine Atmung halbwegs normalisiert hatte, blickte er für eine lange Zeit auf das Bild an der Wand. Bristol lächelte ihn an. Sie war das Licht seines Lebens. Vollkommene Ruhe herrschte in seinem Büro, nur das leise Geschrei der Möwen vom Strand bewies, dass sich die Welt da draußen noch drehte. Ohne jegliche Regung lag er nun inmitten seines Büros und wusste nicht weiter. Als halbgelähmter Niemand hatte er keine Träume mehr und keine Ziele, für die es sich weiterzuleben lohnte. Und nun war er nicht einmal in der Lage, dieser Sinnlosigkeit seines Daseins ein Ende zu setzen. Vor kurzem lag ihm noch die Welt zu Füßen. Er war der Herrscher der Gedanken, konnte andere nach seinem Willen Dinge machen lassen, sie manipulieren und tanzen lassen wie Puppen. Es war wie Zauberei in den Köpfen der Ahnungslosen. Und dann dieser Autounfall. Im Rollstuhl sitzend und nur noch ein bemitleidenswertes Mitglied am Rande der Gesellschaft zu sein, war für ihn den Kampf nicht wert. Je länger er auf dem Boden seines Büros lag, desto mehr blendete er die Welt um sich herum aus, bis völlige Leere in seinem Kopf herrschte. Jeder Gedanke kam zum Stillstand, die Nervenbahnen zum Cingulum streikten. Dann kam der Moment, an dem auch das letzte Adrenalin verbraucht war und er erschöpft einschlief. *** Duke erwachte, als ihn jemand sanft an der Schulter berührte. » Señor Duke! Was machen Sie denn da? Kommen Sie, ich helfe Ihnen hoch.« Duke brauchte einen Moment, bis ihm bewusst war, dass er nicht mehr träumte und schaute sich verwirrt um. Dann sah er einen Mann, der neben ihm auf dem Fußboden kniete und ihn mit einem besorgten Gesichtsausdruck anschaute. Jetzt erst erkannte Duke seinen Burrito-Kumpel, Carlos. Was macht der denn hier? Er konnte sich gar nicht erinnern, bei ihm etwas bestellt zu haben! Vorsichtig hob Carlos ihn in den Rollstuhl. Duke fühlte sich unwohl, sich einem Fremden so in dieser hilflosen Situation zu zeigen. »Was machst du hier, Carlos?«, fragte Duke mehr höflich als interessiert. » Señor Duke, ich habe gehört, dass Sie heute aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Na, und da wollte ich Sie mit einem leckeren Burrito überraschen.« Und schon wackelte Carlos mit etwas Eingepacktem, das er jetzt aus einer Tasche zauberte. So richtig war Duke immer noch nicht klar, wie hier der Buschfunk funktionierte. Woher hatte der Latino die Information, dass er aus dem Krankenhaus zurück war? Dann bückte sich Carlos kopfschüttelnd und hob vorsichtig die Waffe auf, um diese zu mustern. » Señor Duke«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Das ist keine Lösung, das ist loco, total verrückt.« Duke zuckte mit den Schultern und ließ den Kopf hängen. »Was weißt du denn schon? Schau mich doch an«, flüsterte er mit gebrochener Stimme. Carlos drehte einen Besucherstuhl zu Duke und setzte sich vor ihm hin. Erst beobachtete er ihn nachdenklich, dann wickelte er den mitgebrachten Burrito aus und bot ihn Duke an. Dieser schüttelte nur seinen Kopf. Carlos lehnte sich zurück und musterte ihn. Nach kurzem Schweigen sagte er: »Es gibt immer eine Lösung, Señor Duke. Man kann sein Leben nicht so wegwerfen, auch wenn alles noch so aussichtslos erscheint.« »Denkst du wirklich, ich möchte mir die nächsten 70 Jahre in die Hose machen und zusehen, wie andere auf der Überholspur leben? Ich kann das nicht, das ist kein Leben, das ist erbärmlich, jämmerlich. Das bin nicht ich!« Carlos stand auf, lief langsam zum Panoramafenster und schaute hinaus aufs Meer. Nach einer Weile drehte er sich wieder zu Duke herum und musterte ihn schweigend. Kurzentschlossen schob er den Stuhl näher an Duke heran und setzte sich vor ihm hin. Er sah ihm in die Augen und Duke hielt verunsichert dessen Blick stand. »Glauben Sie an Wunder, Señor Duke?« Duke musste ein wenig über diese Frage nachdenken. Wollte er daran glauben? »Nicht im religiösen Sinne, aber ja, ich denke schon.« Wieder entstand ein Schweigen. Carlos nickte und Duke bemerkte, wie er zögerte, weiterzusprechen. »Würden Sie mir glauben, dass es eventuell eine Möglichkeit gibt, dass Sie wieder laufen können?« »Nun, Carlos«, sagte Duke mit einem traurigen Lächeln im Gesicht, »solche Wunder gibt es nicht. Würde es diese geben, dann würde neben jedem OP-Tisch ein Kreditkartenleser stehen.« Carlos antwortete nicht gleich. Er legte seine Hände auf die Beine und schaute wieder in Dukes Augen. Der Blick von Carlos war alles durchdringend. » Señor Duke, alles kommt mit einem Risiko, auch Wunder. Die Frage ist nur, ob man den Mut besitzt, ein solches Risiko einzugehen.« »Carlos, Carlos«, sagte Duke gedehnt. »Wenn es ein Versuch sein sollte, an mein Geld zu kommen, ist es ein netter Trick. Sollte es dir nur darum gehen, stelle ich dir einen Scheck aus. Du kannst alles haben, ich brauche es nicht mehr.« Und dann sackte Duke wieder in sich zusammen. Er wusste, dass er ab jetzt nur ein hilfloser Außenseiter war, der von anderen teilweise abhängig war, von Leuten, die mobiler waren als er. Natürlich war das der beste Zeitpunkt ihn abzuzocken. Innerlich musste Duke schon wieder fast lachen, wie weit unten er sich ab jetzt in der Hackordnung befand. Bei der Waffenwahl hatte er jedenfalls eindeutig an der falschen Stelle gespart. Nun, auch kein Problem, dann würde er sich offiziell eine neue Knarre besorgen und die Sache professioneller beenden. Carlos fasste ihn an die Schulter. Durch die plötzliche Berührung beendete Duke seine düsteren Gedanken. » Señor Duke, Sie hatten mir geholfen, als ich mir Sorgen um meine Schwester Maria machte. Nun werde ich versuchen, Ihnen zu helfen. Sie sind doch fast f amilia, si? Und Ihr dinero brauche ich nicht, no, no Duke hörte zwar was Carlos ihm da erzählte, aber wusste nicht, was er davon halten sollte. Die Situation überforderte ihn gerade, denn geistig war er nicht mehr so recht bei der Sache. Carlos holte ein Telefon aus seiner Hosentasche, stand auf und ging erneut zum Fenster. Er wählte eine Nummer und fing an, mit jemandem in Spanisch zu reden, aber das in einer Geschwindigkeit, dass Duke nicht verstehen konnte, um was es bei dem Telefonat ging. Nachdem Carlos aufgelegt hatte, drehte er sich mit einem Lächeln zu Duke um und setzte sich erneut zu ihm. »Ich habe gerade mit meiner kleinen Schwester gesprochen. Sie wird in einer halben Stunde hier sein und dann werden wir Sie erst einmal für die erste Nacht listo äh, bereitmachen. Jetzt essen Sie erst einmal den Burrito und morgen unterhalten wir uns über das Wunder.«
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Sebastian Cohen
OHNE Hemmung                         Der 3. Teil der Duke-Reihe
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versprochen. Anfänglich noch skeptisch, nimmt er das Angebot an und reist nach Guatemala. Voller Hoffnung, hier ein über Generationen im Geheimen praktiziertes Heilungsritual auszuprobieren, landet er im chaotischen Guatemala City. Kaum sitzt Duke im Taxi, wird er gezwungen rasch zu handeln, da sich die Dinge mit einem Mal anders entwickeln als erwartet. Körperlich nicht in der besten Verfassung und emotional ein wenig eingebeult, muss er einem Gegenspieler Paroli bieten, mit dem nicht zu spaßen ist. Er findet sich in einer Situation wieder, die er immer vermeiden wollte. Anscheinend verfolgt ihn der Tod, was immer er anstellt, wo auch immer er sich aufhält.
All seiner Träume beraubt, wird einem verzweifelten Duke von unerwarteter Seite Hilfe angeboten und ein Wunder auf Heilung
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Kapitel 1 E ine warme Brise wehte vom Pazifik über den weißen Sand des Hermosa Beach und streichelte die Palmenblätter, welche vor Freude im Wind tanzten. Ein perfekter Tag, den Clarence nutzte, um ein wenig die Nachbarschaft zu erkunden. Ausgeschlafen lief er, wie jeden Tag, die Strandpromenade für einen Spaziergang entlang, auf der Suche nach etwas Interessantem. Als er an dem neu renovierten Laden entlanglief, ließ ihn ein herzzerreißender Schrei erstarren. Clarence blieb erschrocken stehen, fuhr seine Krallen aus und machte einen Buckel. Wenn er auf der Jagd nach Mäusen war, hatte er schon die unterschiedlichsten Schreie gehört. Von bestohlenen Touristen oder Frauen, die vermöbelt wurden. Doch was er gerade hinter dieser Tür hörte, war selbst für einen routinierten Straßenkater wie ihn unheimlich. Zukünftig würde er diese Gegend meiden, beschloss er und schlich sich davon. *** Der Schrei kam von Duke, der auf der anderen Seite der Tür auf dem Boden lag und sich mit zittriger Hand eine Waffe an die Schläfe hielt. Er schrie all seine Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung heraus, wovon ihn nur noch eine Kugel befreien konnte. Duke schaltete geistig ab, schloss die Augen und betätigte den Abzug. Ein „Klick“ Geräusch gesellte sich zu seinem Schrei. Doch das große Finale blieb aus. Sein Schrei verstummte und langsam füllten sich seine Augen mit Tränen. Ein weiteres Mal zog er den Schlitten der Waffe durch, um Platz zu machen für eine neue Patrone. Schluchzend richtete er sich auf und mit verschwommenem Blick zielte er für einen Probeschuss auf seinen rechten Fuß. Rationales Denken setzte bei ihm gerade aus, denn die paar Nervenzellen in seinem Gehirn, die noch Lust hatten, ihn zu ärgern, signalisierten ihm ohne Erfolg, dass er in seinem gelähmten Zustand sowieso keine Schmerzen spüren würde. „Klick“. Erneut passierte nichts. Der Klang des Pins, der ins Leere traf, lachte ihn geradezu aus. Duke ließ deprimiert die Waffe fallen und legte sich wieder hin. Er rüttelte am Sicherungskasten des Lebens und trotzdem blieb das Licht an. Nun bereute er, damals diese Waffe auf der Straße im Dunkeln gekauft zu haben. Das war sicher nicht die beste Idee für solch eine Aktion. Langsam beruhigte er sich wieder und ging seine Optionen durch. Er könnte sich mit dem Ding ja immer noch die Birne einschlagen, doch so recht überzeugend fand er diese Idee dann auch nicht. Duke blieb liegen und nachdem sich seine Atmung halbwegs normalisiert hatte, blickte er für eine lange Zeit auf das Bild an der Wand. Bristol lächelte ihn an. Sie war das Licht seines Lebens. Vollkommene Ruhe herrschte in seinem Büro, nur das leise Geschrei der Möwen vom Strand bewies, dass sich die Welt da draußen noch drehte. Ohne jegliche Regung lag er nun inmitten seines Büros und wusste nicht weiter. Als halbgelähmter Niemand hatte er keine Träume mehr und keine Ziele, für die es sich weiterzuleben lohnte. Und nun war er nicht einmal in der Lage, dieser Sinnlosigkeit seines Daseins ein Ende zu setzen. Vor kurzem lag ihm noch die Welt zu Füßen. Er war der Herrscher der Gedanken, konnte andere nach seinem Willen Dinge machen lassen, sie manipulieren und tanzen lassen wie Puppen. Es war wie Zauberei in den Köpfen der Ahnungslosen. Und dann dieser Autounfall. Im Rollstuhl sitzend und nur noch ein bemitleidenswertes Mitglied am Rande der Gesellschaft zu sein, war für ihn den Kampf nicht wert. Je länger er auf dem Boden seines Büros lag, desto mehr blendete er die Welt um sich herum aus, bis völlige Leere in seinem Kopf herrschte. Jeder Gedanke kam zum Stillstand, die Nervenbahnen zum Cingulum streikten. Dann kam der Moment, an dem auch das letzte Adrenalin verbraucht war und er erschöpft einschlief. *** Duke erwachte, als ihn jemand sanft an der Schulter berührte. » Señor Duke! Was machen Sie denn da? Kommen Sie, ich helfe Ihnen hoch.« Duke brauchte einen Moment, bis ihm bewusst war, dass er nicht mehr träumte und schaute sich verwirrt um. Dann sah er einen Mann, der neben ihm auf dem Fußboden kniete und ihn mit einem besorgten Gesichtsausdruck anschaute. Jetzt erst erkannte Duke seinen Burrito-Kumpel, Carlos. Was macht der denn hier? Er konnte sich gar nicht erinnern, bei ihm etwas bestellt zu haben! Vorsichtig hob Carlos ihn in den Rollstuhl. Duke fühlte sich unwohl, sich einem Fremden so in dieser hilflosen Situation zu zeigen. »Was machst du hier, Carlos?«, fragte Duke mehr höflich als interessiert. » Señor Duke, ich habe gehört, dass Sie heute aus dem Krankenhaus entlassen wurden. Na, und da wollte ich Sie mit einem leckeren Burrito überraschen.« Und schon wackelte Carlos mit etwas Eingepacktem, das er jetzt aus einer Tasche zauberte. So richtig war Duke immer noch nicht klar, wie hier der Buschfunk funktionierte. Woher hatte der Latino die Information, dass er aus dem Krankenhaus zurück war? Dann bückte sich Carlos kopfschüttelnd und hob vorsichtig die Waffe auf, um diese zu mustern. » Señor Duke«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Das ist keine Lösung, das ist loco, total verrückt.« Duke zuckte mit den Schultern und ließ den Kopf hängen. »Was weißt du denn schon? Schau mich doch an«, flüsterte er mit gebrochener Stimme. Carlos drehte einen Besucherstuhl zu Duke und setzte sich vor ihm hin. Erst beobachtete er ihn nachdenklich, dann wickelte er den mitgebrachten Burrito aus und bot ihn Duke an. Dieser schüttelte nur seinen Kopf. Carlos lehnte sich zurück und musterte ihn. Nach kurzem Schweigen sagte er: »Es gibt immer eine Lösung, Señor Duke. Man kann sein Leben nicht so wegwerfen, auch wenn alles noch so aussichtslos erscheint.« »Denkst du wirklich, ich möchte mir die nächsten 70 Jahre in die Hose machen und zusehen, wie andere auf der Überholspur leben? Ich kann das nicht, das ist kein Leben, das ist erbärmlich, jämmerlich. Das bin nicht ich!« Carlos stand auf, lief langsam zum Panoramafenster und schaute hinaus aufs Meer. Nach einer Weile drehte er sich wieder zu Duke herum und musterte ihn schweigend. Kurzentschlossen schob er den Stuhl näher an Duke heran und setzte sich vor ihm hin. Er sah ihm in die Augen und Duke hielt verunsichert dessen Blick stand. »Glauben Sie an Wunder, Señor Duke?« Duke musste ein wenig über diese Frage nachdenken. Wollte er daran glauben? »Nicht im religiösen Sinne, aber ja, ich denke schon.« Wieder entstand ein Schweigen. Carlos nickte und Duke bemerkte, wie er zögerte, weiterzusprechen. »Würden Sie mir glauben, dass es eventuell eine Möglichkeit gibt, dass Sie wieder laufen können?« »Nun, Carlos«, sagte Duke mit einem traurigen Lächeln im Gesicht, »solche Wunder gibt es nicht. Würde es diese geben, dann würde neben jedem OP- Tisch ein Kreditkartenleser stehen.« Carlos antwortete nicht gleich. Er legte seine Hände auf die Beine und schaute wieder in Dukes Augen. Der Blick von Carlos war alles durchdringend. » Señor Duke, alles kommt mit einem Risiko, auch Wunder. Die Frage ist nur, ob man den Mut besitzt, ein solches Risiko einzugehen.« »Carlos, Carlos«, sagte Duke gedehnt. »Wenn es ein Versuch sein sollte, an mein Geld zu kommen, ist es ein netter Trick. Sollte es dir nur darum gehen, stelle ich dir einen Scheck aus. Du kannst alles haben, ich brauche es nicht mehr.« Und dann sackte Duke wieder in sich zusammen. Er wusste, dass er ab jetzt nur ein hilfloser Außenseiter war, der von anderen teilweise abhängig war, von Leuten, die mobiler waren als er. Natürlich war das der beste Zeitpunkt ihn abzuzocken. Innerlich musste Duke schon wieder fast lachen, wie weit unten er sich ab jetzt in der Hackordnung befand. Bei der Waffenwahl hatte er jedenfalls eindeutig an der falschen Stelle gespart. Nun, auch kein Problem, dann würde er sich offiziell eine neue Knarre besorgen und die Sache professioneller beenden. Carlos fasste ihn an die Schulter. Durch die plötzliche Berührung beendete Duke seine düsteren Gedanken. » Señor Duke, Sie hatten mir geholfen, als ich mir Sorgen um meine Schwester Maria machte. Nun werde ich versuchen, Ihnen zu helfen. Sie sind doch fast f amilia, si? Und Ihr dinero brauche ich nicht, no, no Duke hörte zwar was Carlos ihm da erzählte, aber wusste nicht, was er davon halten sollte. Die Situation überforderte ihn gerade, denn geistig war er nicht mehr so recht bei der Sache. Carlos holte ein Telefon aus seiner Hosentasche, stand auf und ging erneut zum Fenster. Er wählte eine Nummer und fing an, mit jemandem in Spanisch zu reden, aber das in einer Geschwindigkeit, dass Duke nicht verstehen konnte, um was es bei dem Telefonat ging. Nachdem Carlos aufgelegt hatte, drehte er sich mit einem Lächeln zu Duke um und setzte sich erneut zu ihm. »Ich habe gerade mit meiner kleinen Schwester gesprochen. Sie wird in einer halben Stunde hier sein und dann werden wir Sie erst einmal für die erste Nacht listo äh, bereitmachen. Jetzt essen Sie erst einmal den Burrito und morgen unterhalten wir uns über das Wunder.«
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