2023 © Sebastian Cohen - Impressum
Vorfreude ist die schönste Freude Es war ein eiskalter Morgen in Keene, als ein blonder Junge frierend neben der elterlichen Garage stand und wartete, dass sein alter Herr ihn zur Schule fahren würde. Schon zum fünften Mal in diesem Jahr streikte die rostige Familienkutsche und gerade bei den heftigen Minusgraden hatte Duke heute überhaupt keine Lust darauf, laufen zu müssen. Ein Fahrrad zu benutzen war auch keine Option, denn bei den miesen Bedingungen wollte nicht einmal der Winterdienst so früh die Straßen räumen. Warum seine Eltern keinen Zweitwagen hatten, so wie all die anderen Familien hier in der Gegend, verstand er auch nicht. »Warum räumst du die Garage nicht einmal auf? Dann müsste der Wagen nicht in der Kälte stehen und so frieren wie ich«, meinte Duke naiv. »Willst du jetzt deinem Vater erklären, er bekommt den Wagen nicht gestartet? Du undankbarer Rotzbengel denkst wohl wie deine Mutter, dass ich ein kompletter Versager bin, oder?«, brüllte sein Dad mit hochrotem Kopf. Bevor der restalkoholisierte Schreihals vollkommen ausrasten konnte, realisierte Duke, dass dessen handwerkliche Fähigkeiten an dem Freitag nicht ausreichen würden, um ihn pünktlich am letzten Tag vor den Weihnachtsfeiertagen zur Schule zu bringen. Mit gesenktem Kopf hetzte er durch den stärker werdenden Schneefall, der seine Stimmung erneut um 19 Prozent sinken ließ. Doch weder die Kälte noch die Tatsache, dass er verspätet zur 1. Stunde erscheinen würde, waren die Umstände für seinen Missmut. Zunehmend frustriert war ihm bewusst, dass er heute zur Klassen-Lachnummer werden würde. Trotz all seinem Protest, musste er den hässlichsten Pullover tragen, der jemals hergestellt wurde. Er war schon 11 und doch hatte er sich nicht gegen seine Mutter durchsetzen können, die ihn zwang, das kratzige Weihnachtsgeschenk vom letzten Jahr genau heute zu tragen. Duke konnte sich bloß vorstellen, dass dieses unförmige Teil in einer Gefängniswerkstatt hergestellt worden war, bei dem man Reste verarbeitete, die nicht einmal eine Recycling-Bude haben wollte. Ein Hupen hinter Duke holte ihn aus der sinnfreien Grübelei. Erschrocken sprang er zum Fußgängerweg hinüber, rutschte dabei aus und landete schmerzhaft auf dem Hintern. »Echt jetzt?«, rief er laut, rappelte sich verärgert wieder auf und klopfte sich den Schnee aus den Sachen. Konnte der Tag noch mieser werden? Im Innersten kannte er bereits die Antwort und wusste, dass dies bloß der Anfang sein konnte. *** Nachdem er seine Winterjacke im Spind eingeschlossen hatte, betrat er durchgeschwitzt und sieben Minuten zu spät den Klassenraum. »Du kommst schon wieder zu spät? Am letzten Schultag des Jahres ist das mehr als respektlos, Duke. Husch, husch, nun steh nicht so dumm da und setz dich!«, wurde er von Mrs. Wood gleich einmal zusammengefaltet. Wortlos lief er zu seinem Platz in der hinteren Reihe und vermied jeden Blickkontakt mit seinen kichernden Mitschülern. »Was hat der denn heute an? Sieht ja aus, als wenn er den hässlichen Pullover einem obdachlosen Clown gestohlen hat«, flüsterte Tim, doch Duke konnte es genau hören. »Ruhe! Was soll das? Schlagt alle die Seite 28 auf und du, Tim, kannst gleich einmal das neue Kapitel vorlesen. Redebedarf hast du ja scheinbar.« Mit der Fashion-Beurteilung lag Tim nicht einmal daneben. Der Pullover war grottenschlecht, wobei die Millionen eingewebter Synthetik-Streifen in allen Farben leuchteten und wirkten, als wenn Duke unmittelbar im Explosionsbereich einer Glitter-Bombe gestanden hätte. Im Strahl einer Taschenlampe hätte man ihn im Dunkeln sicherlich mit einer Discokugel verwechseln können. Bei dem, was gerade im Unterricht abging, hörte er kaum noch zu und zählte innerlich bereits die Minuten, bis dieser Schultag endlich zu Ende wäre. Noch nie hatte er sich so geschämt und es graulte ihn vor den Pausen. Beim Ertönen des Klingelzeichens blieb Duke sitzen und tat so, als wenn er im Geschichtsbuch vertieft wäre, um jeglichem Dummgelaber aus dem Weg gehen zu können. Die Idee war gut, aber nicht gut genug für Tim und seine anderen fünf Kumpane, die heute noch ein „Opfer“ suchten. »Aus welchem Mülleimer hast du das scheiß Teil denn gezogen?«, fragte Steve provokant, als Duke wortlos und hastig aufstand, um den anderen Mitschülern in das Chemielabor zu folgen. »Freu dich mal schon auf die große Pause!«, rief ihm Kevin hinterher, aber da war Duke schon auf dem Gang und holte tief Luft. Was hatte sich seine Mutter eigentlich dabei gedacht, ging es ihm ärgerlich durch den Kopf und rammelte dabei einen Schüler von der Abschlussklasse an, der einen Kopf größer war. Dabei fielen ihm die Bücher aus der Hand und als er kleinlaut „Sorry“ rief, kassierte er gleich noch einen Tritt in den Hintern. Das war wirklich nicht sein Tag, dachte er beim Aufheben und überlegte, ob er einfach einen auf krank machen sollte, um sich dünnmachen zu können. Ein kräftiger Kick ließ sein Geschichtsbuch wie ein nagelneuer Puck auf einer polierten Eisfläche über den Fußboden des Gangs rutschen, gefolgt von dem lauten Lachen von Steve. »War das notwendig?«, fragte Duke und bekam statt einer Antwort einen Schubser von Martin. Wie er diese sechs Mitschüler hasste, speziell die Logan-Brüder Martin und Steve. »Jammer nicht, du Muttersöhnchen«, meinte Kevin und lief mit den anderen zum nächsten Unterrichtsraum. Wie erwartet, konnte Duke in den Pausen der Gängelei nicht entkommen. Wenn die Dummpfeifen sich jemanden zum Ärgern ausgesucht hatten, dann war derjenige an dem Tag Mode. So gut es ging spielte er mit, versuchte sich nichts anmerken zu lassen, wie ihn die Hänselei ärgerte und versuchte zum Schluss sich selbst über Martin lustig zu machen. Das endete unglücklicherweise nach dem Schulschluss in einer schneeballwerfenden Treibjagd, bei der Duke in seiner Eile und den witterungsbedingt schlechten Schuhen hinfiel, um sofort von 12 Händen gnadenlos eingeseift zu werden. Als alle schließlich abzogen, hoffte Duke, nicht über die kommenden Feiertage krank zu werden, denn gefühlt hatte er den Eindruck, gerade aus einem Gefrierschrank entkommen zu sein. *** Auf dem Weg nach Hause schwor sich Duke Rache und wahrscheinlich bewahrte ihn nur sein erhitztes Gemüt vor einem Schnupfen, denn in ihm brodelte es wie in einem Wutvulkan. Sein Vorhaben, sich ungesehen ins Elternhaus zu schleichen, endete an der dämlich knarrenden Diele vor dem Kleiderhaken. »Wo sind denn deine Mütze und die Handschuhe?«, fragte ihn sein Vater mit der Mittagsbierflasche in der Hand. Duke schaute nach unten, ließ die Schultern hängen und antwortete kaum hörbar: »Wurde mir gestohlen.« Seine Mutter hörte es und fragte, wer das gewesen war. »Martin und Steve.« »Diese Logan-Brüder? Jetzt reicht es, ich werde die Mutter der beiden anrufen«, rief sie aufgebracht und eilte zum Telefon an der Wand. »Das wirst du mal schön sein lassen! Es ist so schon peinlich genug«, stoppte sein Vater sie. »Aber… !« »Nichts aber!«, nahm er seiner Frau den Wind aus den Segeln, um jeden Zwergenaufstand zu beenden. Zu Duke gewandt fragte er: »Wie kommt es überhaupt, dass du dich nicht gewehrt hast?« »Es waren sechs Jungen. Was hätte ich denn machen sollen?«, fragte Duke und kämpfte mit den Tränen. »Fang jetzt ja nicht an zu heulen, sonst gibt es eine Kopfnuss!« »Ja, Dad.« »Nun lass doch den Jungen, er hat heute schon genug erlebt.« Kaum hatte sie den Satz beendet, bellte er sie an: »Mach uns etwas zu essen und halte dich heraus, wenn ich versuche, ihm klarzumachen, dass seit wir von den Bäumen gestiegen sind, nur die Stärksten überleben. Hätte ich mir alles gefallen gelassen, würde ich noch immer mit einem Besen die Lagerhalle ausfegen und nicht einen Gabelstapler fahren.« Bei dieser Ansage rollte Dukes Mutter wortlos ihre Augen und zog mit einem Seufzer kapitulierend ab. Für Sekunden musterte sein alter Herr ihn, verschränkte die Arme und meinte: »Schau mich an.« Duke kam der Aufforderung nach. »Eins muss dir bewusst sein! Es gibt lediglich zwei Arten von Menschen: Gewinner, die etwas zu sagen haben und die Verlierer, die nur zuhören. Hast du das kapiert?« »Ja«, flüsterte Duke eingeschüchtert. »Gut. Du kannst dich weiterhin herumschubsen lassen, oder dir deine Position im Leben erkämpfen. Ob es sechs üble Typen sind oder 200, es gibt immer ein Großmaul, auf den alle hören. Den musst du als Erstes ausschalten, dann hört der Rest auf dich. Wer ist von der Sechser-Gruppe der Anführer?« »Ich glaube Steve.« »Also, wenn du wieder in so eine Situation gerätst, in der sie dich zum Verlierer machen wollen, dann gehst du sofort auf den Anführer zu und latschst dem kräftig in die kleinen Eier, verteilst ein paar ordentliche Ohrfeigen und machst allen klar, wer hier der Boss ist.« Bei der Antwort riss Duke die Augen weit auf und fragte: »Ist das nicht unehrenhaft?« »Scheinbar kapierst du wirklich nichts. Für die Frage darfst du den Rest des Winters ohne Mütze und Handschuhe herumlaufen. Es soll dir eine Lehre sein«, meinte sein Vater, schüttelte den Kopf und lief mit einem lauten Seufzer zurück ins Wohnzimmer. *** Die Worte seines Vaters hallten unbewusst in ihm nach. Verwirrt über die kurze Zusammenfassung der menschlichen Evolution, fragte er sich, ob er überhaupt in der Lage wäre, jemand anderen weh zu tun. Gewalt war eigentlich überhaupt nicht sein Ding. Wie immer, wenn er am Grübeln war, verzog er sich auf den kühlen Dachboden und überlegte, wie er es den Logan-Brüdern heimzahlen könnte. Die Abreibung mit dem Schnee hätte er noch herunterschlucken können, aber dass die miesen Typen seine Mütze mit den Handschuhen geklaut hatten, konnte er nicht durchgehen lassen. Drei Tage vor Weihnachten schlich Duke sich im Dunkeln die zwei Meilen zu dem Haus der beiden Brüder. Die eisige Kälte spürte er nur bedingt. Ein extra Hoody ersetzte die fehlende Mütze und zwei Paar dicke Socken benutzte er einfach als Handschuhe. Mit dem alten Fernglas betrachtete er aus sicherer Entfernung den hinteren Teil des Hauses und fand rasch, was er schon vermutet hatte. Duke wusste, dass die Brüder einen Hund besaßen und wie erwartet, hatte die Familie eine Hundeklappe in eine der Türen verbaut. Vor dem Hund hatte er keine Angst, denn einmal durften alle Kinder ihre Haustiere mit in die Schule bringen, wo er mitbekommen hatte, dass „Brutus“ wohl jeden Einbrecher eher totlecken würde, als ihm in die Kehle zu beißen. Mit der 18-minütigen Beobachtung formte sich aus seiner Idee ein handfester Plan. Er konnte sich vorstellen, dass die Geschenke am Abend um den Weihnachtsbaum gelegt wurden und es erst am Morgen des 25ten den Kindern erlaubt war, diese zu öffnen. *** Genau um Mitternacht schlich sich Duke am Heiligen Abend durch den Wald. Unbemerkt von neugierigen Blicken zog er hinter sich einen Schlitten und war gespannt, ob er in dieser Nacht seinen „bösen Plan“ umsetzen könnte. Der Mond spendete genügend Licht im hellen Schnee, was Duke den Rest von Angst nahm, allein durch den Wald zu schleichen. Konzentriert bahnte er sich den Weg und zuckte nur einmal zusammen, als ein Reh vor ihm stand und sich selbst wohl fragte, warum sich der Zweibeiner hier den Hintern abfror. 46 Minuten benötigte er bis zu seinem Beobachtungspunkt und fühlte sich super. Die Kälte war kein Thema mehr. Tatsächlich glühte ihm das Gesicht vor Aufregung und der bevorstehenden Missetat. Mit der Kälte schien auch alles zur Ruhe gekommen zu sein, denn kein Laut drang an Dukes Trommelfell, außer der knirschende Schnee unter den Schuhsohlen, als er den Schlitten stehenließ und sich auf das Haus zu bewegte. Vor sich hielt er eine halbe Salami, die er einen Tag zuvor mit seinem letzten Taschengeld gekauft hatte, und hoffte, Brutus damit ablenken zu können, wenn er durch die Hundeklappe krabbelt. Ihm war durchaus bewusst, dass sein Vorhaben komplett irre war. Würde man ihn erwischen, konnte Duke sich vorstellen, für die nächsten fünf Jahre Stubenarrest zu bekommen. Doch als er vor dem Seiteneingang stand und noch immer kein Pieps zu hören war, verschwanden alle Bedenken. Umgehend legte er seinen Rucksack ab und fing an, sich so leise wie möglich durch die Hundeklappe zu quetschen. Halb in der Öffnung stoppte Duke und schluckte trocken, als er ein leises Knurren in der Dunkelheit vernahm, das keine Armlänge vor seinem Kopf von Brutus kam. »Guter Junge, hier hast du ein Leckerli«, flüsterte Duke, dem das Herz heftig in der Brust trommelte, als wenn er gerade Usain Bolt im Spint geschlagen hätte. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit im Inneren und so gut es ging überspielte er seine Angst vor dem großen Golden Retriever. Sein Wedeln mit der Fleischbelohnung zeigte Wirkung. Sofort änderte sich das leise Knurren in ein Schnuppern und schließlich schnappte sich Brutus die Salami und zog Leine. Rasch krabbelte Duke komplett hinein, legte sich kurz auf den Boden und versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Was wäre wohl passiert, wenn der dämliche Hund angefangen hätte, zu bellen? Egal, sagte er sich, denn letztlich hatte er mit seiner Salami-Aktion richtig gelegen. Neu motiviert schlich er auf die einzige Lichtquelle zu, die aus einem der hinteren großen Zimmer kam. So warm wie der Lichtschein strahlte, vermutete Duke dort den eingeschalteten Weihnachtsbaum. Nach Tagen konnte er das erste Mal lächeln, auch wenn er es in dem Moment nicht mitbekam. So wie er es geahnt hatte! Um den Baum herum waren Dutzende Geschenke verteilt. Ohne Zeit zu vertrödeln, nahm er so viel er tragen konnte, schlich damit zur Hundeklappe, stopfte die Pakete hindurch und wiederholte alles zwei weitere Male. Als Letztes nahm er das übertrieben große Lebkuchenhaus vom Tisch und ersetzte es durch einen mitgebrachten Zettel, schlich unbemerkt zur Tür und krabbelte mit seiner Beute hinaus. Die Kälte, die ihm unvermittelt ins Gesicht schlug, war mehr als willkommen und verdrängte sofort seine Müdigkeit, die anfing, seinen Adrenalin überfluteten Körper zu übermannen. Duke versuchte ruhig zu atmen, denn er bemerkte, wie aufgeregt er Luft holte. Jetzt hyperventilierend umzukippen, wäre mehr als uncool, dachte er und schloss für einen doppelten Moment die Augen, um sich zu beruhigen. Sekunden vergingen, dann hatte er das Gefühl, bereit zu sein für Phase 2. Umgehend entnahm er drei große Müllsäcke, stopfte die entwendeten Geschenke hinein und zog so schnell es ging alles hinter sich her, bis er den Schlitten erreicht hatte. Dass er eine Menge Spuren hinterließ, störte ihn nicht im Geringsten, denn der einsetzende Schnee würde alles unkenntlich machen und wenn nicht, na ja, dafür hatte er ja den Zettel hinterlassen. Nach 27 Minuten erreichte er sein Zwischenziel im Wald, das in einer Senke lag. Jeglicher Zeitvorstellung entrückt, schaute er sich um, lauschte in die Stille und spürte in dem Moment nicht einmal die Schneeflocken im Gesicht. Lächelnd rieb er sich die kalten Hände, zog 31 Sekunden später die drei Müllsäcke in die Senke und nickte zufrieden, als er den Inhalt auskippte. Ihm lag nicht daran zu erfahren, was eigentlich in all den wunderschön verpackten Geschenken steckte. Es war Kriegsbeute und für ihn lediglich unbedeutende Dinge, die nie wieder jemanden Freude bereiten würden. Dieser Gedanke heilte alle Wunden, die er durch die Demütigung seiner Mitschüler erfahren hatte und konnte es kaum erwarten, den Inhalt seines Rucksacks auszuleeren. Wie ein Krieger hob er sieben Raketen hoch, die sein Vater beim Endspiel der Football-Liga im Suff vergessen hatte abzufackeln, lief zurück in die Senke und bohrte jeden Feuerwerkskörper mit der Spitze in die größten Pakete, bis bloß noch die Zündschnüre herausragten. Dann hieß es, alle nacheinander so schnell wie möglich anzuzünden und Schutz hinter einem Baum zu suchen. Alles flog fast gleichzeitig in die Luft und brannte mit einer Intensität ab, dass Duke unbewusst ein paar Tropfen Pipi verlor. Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht mit so einem Höllenfeuer, das wie der Blick in die Zukunft wirkte. Sieben Minuten bewunderte er das Spektakel, dann trampelte er das letzte Feuerchen aus und begrub die Reste unter einer großzügigen Schneedecke. Mit verschränkten Armen betrachtete Duke sich das Ergebnis und nickte zufrieden. Rache war eine heilsame Tat, fand er und machte sich zufrieden auf den Heimweg. Einzig was er zu gern gesehen hätte, waren die Gesichter der Logan-Brüder, wenn am Morgen der Zettel neben dem Weihnachtsbaum gefunden wird. Sicherlich würden viele Tränen fließen, dachte er grinsend, denn auf dem Zettel stand: Leider waren die Kinder in diesem Haus nicht sehr lieb und so musste ich die Geschenke wieder mitnehmen. Viele Grüße, der Weihnachtsmann.
Sebastian Cohen
Ho, Ho, Ho
Ich hoffe, dir hat die Kurzgeschichte gefallen und ich konnte dich ein paar Minuten vom stressigen Alltag ablenken. Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn du die Duke-Geschichte teilen würdest.
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Sebastian Cohen
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Vorfreude ist die schönste Freude Es war ein eiskalter Morgen in Keene, als ein blonder Junge frierend neben der elterlichen Garage stand und wartete, dass sein alter Herr ihn zur Schule fahren würde. Schon zum fünften Mal in diesem Jahr streikte die rostige Familienkutsche und gerade bei den heftigen Minusgraden hatte Duke heute überhaupt keine Lust darauf, laufen zu müssen. Ein Fahrrad zu benutzen war auch keine Option, denn bei den miesen Bedingungen wollte nicht einmal der Winterdienst so früh die Straßen räumen. Warum seine Eltern keinen Zweitwagen hatten, so wie all die anderen Familien hier in der Gegend, verstand er auch nicht. »Warum räumst du die Garage nicht einmal auf? Dann müsste der Wagen nicht in der Kälte stehen und so frieren wie ich«, meinte Duke naiv. »Willst du jetzt deinem Vater erklären, er bekommt den Wagen nicht gestartet? Du undankbarer Rotzbengel denkst wohl wie deine Mutter, dass ich ein kompletter Versager bin, oder?«, brüllte sein Dad mit hochrotem Kopf. Bevor der restalkoholisierte Schreihals vollkommen ausrasten konnte, realisierte Duke, dass dessen handwerkliche Fähigkeiten an dem Freitag nicht ausreichen würden, um ihn pünktlich am letzten Tag vor den Weihnachtsfeiertagen zur Schule zu bringen. Mit gesenktem Kopf hetzte er durch den stärker werdenden Schneefall, der seine Stimmung erneut um 19 Prozent sinken ließ. Doch weder die Kälte noch die Tatsache, dass er verspätet zur 1. Stunde erscheinen würde, waren die Umstände für seinen Missmut. Zunehmend frustriert war ihm bewusst, dass er heute zur Klassen-Lachnummer werden würde. Trotz all seinem Protest, musste er den hässlichsten Pullover tragen, der jemals hergestellt wurde. Er war schon 11 und doch hatte er sich nicht gegen seine Mutter durchsetzen können, die ihn zwang, das kratzige Weihnachtsgeschenk vom letzten Jahr genau heute zu tragen. Duke konnte sich bloß vorstellen, dass dieses unförmige Teil in einer Gefängniswerkstatt hergestellt worden war, bei dem man Reste verarbeitete, die nicht einmal eine Recycling-Bude haben wollte. Ein Hupen hinter Duke holte ihn aus der sinnfreien Grübelei. Erschrocken sprang er zum Fußgängerweg hinüber, rutschte dabei aus und landete schmerzhaft auf dem Hintern. »Echt jetzt?«, rief er laut, rappelte sich verärgert wieder auf und klopfte sich den Schnee aus den Sachen. Konnte der Tag noch mieser werden? Im Innersten kannte er bereits die Antwort und wusste, dass dies bloß der Anfang sein konnte. *** Nachdem er seine Winterjacke im Spind eingeschlossen hatte, betrat er durchgeschwitzt und sieben Minuten zu spät den Klassenraum. »Du kommst schon wieder zu spät? Am letzten Schultag des Jahres ist das mehr als respektlos, Duke. Husch, husch, nun steh nicht so dumm da und setz dich!«, wurde er von Mrs. Wood gleich einmal zusammengefaltet. Wortlos lief er zu seinem Platz in der hinteren Reihe und vermied jeden Blickkontakt mit seinen kichernden Mitschülern. »Was hat der denn heute an? Sieht ja aus, als wenn er den hässlichen Pullover einem obdachlosen Clown gestohlen hat«, flüsterte Tim, doch Duke konnte es genau hören. »Ruhe! Was soll das? Schlagt alle die Seite 28 auf und du, Tim, kannst gleich einmal das neue Kapitel vorlesen. Redebedarf hast du ja scheinbar.« Mit der Fashion-Beurteilung lag Tim nicht einmal daneben. Der Pullover war grottenschlecht, wobei die Millionen eingewebter Synthetik- Streifen in allen Farben leuchteten und wirkten, als wenn Duke unmittelbar im Explosionsbereich einer Glitter-Bombe gestanden hätte. Im Strahl einer Taschenlampe hätte man ihn im Dunkeln sicherlich mit einer Discokugel verwechseln können. Bei dem, was gerade im Unterricht abging, hörte er kaum noch zu und zählte innerlich bereits die Minuten, bis dieser Schultag endlich zu Ende wäre. Noch nie hatte er sich so geschämt und es graulte ihn vor den Pausen. Beim Ertönen des Klingelzeichens blieb Duke sitzen und tat so, als wenn er im Geschichtsbuch vertieft wäre, um jeglichem Dummgelaber aus dem Weg gehen zu können. Die Idee war gut, aber nicht gut genug für Tim und seine anderen fünf Kumpane, die heute noch ein „Opfer“ suchten. »Aus welchem Mülleimer hast du das scheiß Teil denn gezogen?«, fragte Steve provokant, als Duke wortlos und hastig aufstand, um den anderen Mitschülern in das Chemielabor zu folgen. »Freu dich mal schon auf die große Pause!«, rief ihm Kevin hinterher, aber da war Duke schon auf dem Gang und holte tief Luft. Was hatte sich seine Mutter eigentlich dabei gedacht, ging es ihm ärgerlich durch den Kopf und rammelte dabei einen Schüler von der Abschlussklasse an, der einen Kopf größer war. Dabei fielen ihm die Bücher aus der Hand und als er kleinlaut „Sorry“ rief, kassierte er gleich noch einen Tritt in den Hintern. Das war wirklich nicht sein Tag, dachte er beim Aufheben und überlegte, ob er einfach einen auf krank machen sollte, um sich dünnmachen zu können. Ein kräftiger Kick ließ sein Geschichtsbuch wie ein nagelneuer Puck auf einer polierten Eisfläche über den Fußboden des Gangs rutschen, gefolgt von dem lauten Lachen von Steve. »War das notwendig?«, fragte Duke und bekam statt einer Antwort einen Schubser von Martin. Wie er diese sechs Mitschüler hasste, speziell die Logan-Brüder Martin und Steve. »Jammer nicht, du Muttersöhnchen«, meinte Kevin und lief mit den anderen zum nächsten Unterrichtsraum. Wie erwartet, konnte Duke in den Pausen der Gängelei nicht entkommen. Wenn die Dummpfeifen sich jemanden zum Ärgern ausgesucht hatten, dann war derjenige an dem Tag Mode. So gut es ging spielte er mit, versuchte sich nichts anmerken zu lassen, wie ihn die Hänselei ärgerte und versuchte zum Schluss sich selbst über Martin lustig zu machen. Das endete unglücklicherweise nach dem Schulschluss in einer schneeballwerfenden Treibjagd, bei der Duke in seiner Eile und den witterungsbedingt schlechten Schuhen hinfiel, um sofort von 12 Händen gnadenlos eingeseift zu werden. Als alle schließlich abzogen, hoffte Duke, nicht über die kommenden Feiertage krank zu werden, denn gefühlt hatte er den Eindruck, gerade aus einem Gefrierschrank entkommen zu sein. *** Auf dem Weg nach Hause schwor sich Duke Rache und wahrscheinlich bewahrte ihn nur sein erhitztes Gemüt vor einem Schnupfen, denn in ihm brodelte es wie in einem Wutvulkan. Sein Vorhaben, sich ungesehen ins Elternhaus zu schleichen, endete an der dämlich knarrenden Diele vor dem Kleiderhaken. »Wo sind denn deine Mütze und die Handschuhe?«, fragte ihn sein Vater mit der Mittagsbierflasche in der Hand. Duke schaute nach unten, ließ die Schultern hängen und antwortete kaum hörbar: »Wurde mir gestohlen.« Seine Mutter hörte es und fragte, wer das gewesen war. »Martin und Steve.« »Diese Logan-Brüder? Jetzt reicht es, ich werde die Mutter der beiden anrufen«, rief sie aufgebracht und eilte zum Telefon an der Wand. »Das wirst du mal schön sein lassen! Es ist so schon peinlich genug«, stoppte sein Vater sie. »Aber… !« »Nichts aber!«, nahm er seiner Frau den Wind aus den Segeln, um jeden Zwergenaufstand zu beenden. Zu Duke gewandt fragte er: »Wie kommt es überhaupt, dass du dich nicht gewehrt hast?« »Es waren sechs Jungen. Was hätte ich denn machen sollen?«, fragte Duke und kämpfte mit den Tränen. »Fang jetzt ja nicht an zu heulen, sonst gibt es eine Kopfnuss!« »Ja, Dad.« »Nun lass doch den Jungen, er hat heute schon genug erlebt.« Kaum hatte sie den Satz beendet, bellte er sie an: »Mach uns etwas zu essen und halte dich heraus, wenn ich versuche, ihm klarzumachen, dass seit wir von den Bäumen gestiegen sind, nur die Stärksten überleben. Hätte ich mir alles gefallen gelassen, würde ich noch immer mit einem Besen die Lagerhalle ausfegen und nicht einen Gabelstapler fahren.« Bei dieser Ansage rollte Dukes Mutter wortlos ihre Augen und zog mit einem Seufzer kapitulierend ab. Für Sekunden musterte sein alter Herr ihn, verschränkte die Arme und meinte: »Schau mich an.« Duke kam der Aufforderung nach. »Eins muss dir bewusst sein! Es gibt lediglich zwei Arten von Menschen: Gewinner, die etwas zu sagen haben und die Verlierer, die nur zuhören. Hast du das kapiert?« »Ja«, flüsterte Duke eingeschüchtert. »Gut. Du kannst dich weiterhin herumschubsen lassen, oder dir deine Position im Leben erkämpfen. Ob es sechs üble Typen sind oder 200, es gibt immer ein Großmaul, auf den alle hören. Den musst du als Erstes ausschalten, dann hört der Rest auf dich. Wer ist von der Sechser-Gruppe der Anführer?« »Ich glaube Steve.« »Also, wenn du wieder in so eine Situation gerätst, in der sie dich zum Verlierer machen wollen, dann gehst du sofort auf den Anführer zu und latschst dem kräftig in die kleinen Eier, verteilst ein paar ordentliche Ohrfeigen und machst allen klar, wer hier der Boss ist.« Bei der Antwort riss Duke die Augen weit auf und fragte: »Ist das nicht unehrenhaft?« »Scheinbar kapierst du wirklich nichts. Für die Frage darfst du den Rest des Winters ohne Mütze und Handschuhe herumlaufen. Es soll dir eine Lehre sein«, meinte sein Vater, schüttelte den Kopf und lief mit einem lauten Seufzer zurück ins Wohnzimmer. *** Die Worte seines Vaters hallten unbewusst in ihm nach. Verwirrt über die kurze Zusammenfassung der menschlichen Evolution, fragte er sich, ob er überhaupt in der Lage wäre, jemand anderen weh zu tun. Gewalt war eigentlich überhaupt nicht sein Ding. Wie immer, wenn er am Grübeln war, verzog er sich auf den kühlen Dachboden und überlegte, wie er es den Logan-Brüdern heimzahlen könnte. Die Abreibung mit dem Schnee hätte er noch herunterschlucken können, aber dass die miesen Typen seine Mütze mit den Handschuhen geklaut hatten, konnte er nicht durchgehen lassen. Drei Tage vor Weihnachten schlich Duke sich im Dunkeln die zwei Meilen zu dem Haus der beiden Brüder. Die eisige Kälte spürte er nur bedingt. Ein extra Hoody ersetzte die fehlende Mütze und zwei Paar dicke Socken benutzte er einfach als Handschuhe. Mit dem alten Fernglas betrachtete er aus sicherer Entfernung den hinteren Teil des Hauses und fand rasch, was er schon vermutet hatte. Duke wusste, dass die Brüder einen Hund besaßen und wie erwartet, hatte die Familie eine Hundeklappe in eine der Türen verbaut. Vor dem Hund hatte er keine Angst, denn einmal durften alle Kinder ihre Haustiere mit in die Schule bringen, wo er mitbekommen hatte, dass „Brutus“ wohl jeden Einbrecher eher totlecken würde, als ihm in die Kehle zu beißen. Mit der 18-minütigen Beobachtung formte sich aus seiner Idee ein handfester Plan. Er konnte sich vorstellen, dass die Geschenke am Abend um den Weihnachtsbaum gelegt wurden und es erst am Morgen des 25ten den Kindern erlaubt war, diese zu öffnen. *** Genau um Mitternacht schlich sich Duke am Heiligen Abend durch den Wald. Unbemerkt von neugierigen Blicken zog er hinter sich einen Schlitten und war gespannt, ob er in dieser Nacht seinen „bösen Plan“ umsetzen könnte. Der Mond spendete genügend Licht im hellen Schnee, was Duke den Rest von Angst nahm, allein durch den Wald zu schleichen. Konzentriert bahnte er sich den Weg und zuckte nur einmal zusammen, als ein Reh vor ihm stand und sich selbst wohl fragte, warum sich der Zweibeiner hier den Hintern abfror. 46 Minuten benötigte er bis zu seinem Beobachtungspunkt und fühlte sich super. Die Kälte war kein Thema mehr. Tatsächlich glühte ihm das Gesicht vor Aufregung und der bevorstehenden Missetat. Mit der Kälte schien auch alles zur Ruhe gekommen zu sein, denn kein Laut drang an Dukes Trommelfell, außer der knirschende Schnee unter den Schuhsohlen, als er den Schlitten stehenließ und sich auf das Haus zu bewegte. Vor sich hielt er eine halbe Salami, die er einen Tag zuvor mit seinem letzten Taschengeld gekauft hatte, und hoffte, Brutus damit ablenken zu können, wenn er durch die Hundeklappe krabbelt. Ihm war durchaus bewusst, dass sein Vorhaben komplett irre war. Würde man ihn erwischen, konnte Duke sich vorstellen, für die nächsten fünf Jahre Stubenarrest zu bekommen. Doch als er vor dem Seiteneingang stand und noch immer kein Pieps zu hören war, verschwanden alle Bedenken. Umgehend legte er seinen Rucksack ab und fing an, sich so leise wie möglich durch die Hundeklappe zu quetschen. Halb in der Öffnung stoppte Duke und schluckte trocken, als er ein leises Knurren in der Dunkelheit vernahm, das keine Armlänge vor seinem Kopf von Brutus kam. »Guter Junge, hier hast du ein Leckerli«, flüsterte Duke, dem das Herz heftig in der Brust trommelte, als wenn er gerade Usain Bolt im Spint geschlagen hätte. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit im Inneren und so gut es ging überspielte er seine Angst vor dem großen Golden Retriever. Sein Wedeln mit der Fleischbelohnung zeigte Wirkung. Sofort änderte sich das leise Knurren in ein Schnuppern und schließlich schnappte sich Brutus die Salami und zog Leine. Rasch krabbelte Duke komplett hinein, legte sich kurz auf den Boden und versuchte, seine Gedanken zu sammeln. Was wäre wohl passiert, wenn der dämliche Hund angefangen hätte, zu bellen? Egal, sagte er sich, denn letztlich hatte er mit seiner Salami-Aktion richtig gelegen. Neu motiviert schlich er auf die einzige Lichtquelle zu, die aus einem der hinteren großen Zimmer kam. So warm wie der Lichtschein strahlte, vermutete Duke dort den eingeschalteten Weihnachtsbaum. Nach Tagen konnte er das erste Mal lächeln, auch wenn er es in dem Moment nicht mitbekam. So wie er es geahnt hatte! Um den Baum herum waren Dutzende Geschenke verteilt. Ohne Zeit zu vertrödeln, nahm er so viel er tragen konnte, schlich damit zur Hundeklappe, stopfte die Pakete hindurch und wiederholte alles zwei weitere Male. Als Letztes nahm er das übertrieben große Lebkuchenhaus vom Tisch und ersetzte es durch einen mitgebrachten Zettel, schlich unbemerkt zur Tür und krabbelte mit seiner Beute hinaus. Die Kälte, die ihm unvermittelt ins Gesicht schlug, war mehr als willkommen und verdrängte sofort seine Müdigkeit, die anfing, seinen Adrenalin überfluteten Körper zu übermannen. Duke versuchte ruhig zu atmen, denn er bemerkte, wie aufgeregt er Luft holte. Jetzt hyperventilierend umzukippen, wäre mehr als uncool, dachte er und schloss für einen doppelten Moment die Augen, um sich zu beruhigen. Sekunden vergingen, dann hatte er das Gefühl, bereit zu sein für Phase 2. Umgehend entnahm er drei große Müllsäcke, stopfte die entwendeten Geschenke hinein und zog so schnell es ging alles hinter sich her, bis er den Schlitten erreicht hatte. Dass er eine Menge Spuren hinterließ, störte ihn nicht im Geringsten, denn der einsetzende Schnee würde alles unkenntlich machen und wenn nicht, na ja, dafür hatte er ja den Zettel hinterlassen. Nach 27 Minuten erreichte er sein Zwischenziel im Wald, das in einer Senke lag. Jeglicher Zeitvorstellung entrückt, schaute er sich um, lauschte in die Stille und spürte in dem Moment nicht einmal die Schneeflocken im Gesicht. Lächelnd rieb er sich die kalten Hände, zog 31 Sekunden später die drei Müllsäcke in die Senke und nickte zufrieden, als er den Inhalt auskippte. Ihm lag nicht daran zu erfahren, was eigentlich in all den wunderschön verpackten Geschenken steckte. Es war Kriegsbeute und für ihn lediglich unbedeutende Dinge, die nie wieder jemanden Freude bereiten würden. Dieser Gedanke heilte alle Wunden, die er durch die Demütigung seiner Mitschüler erfahren hatte und konnte es kaum erwarten, den Inhalt seines Rucksacks auszuleeren. Wie ein Krieger hob er sieben Raketen hoch, die sein Vater beim Endspiel der Football-Liga im Suff vergessen hatte abzufackeln, lief zurück in die Senke und bohrte jeden Feuerwerkskörper mit der Spitze in die größten Pakete, bis bloß noch die Zündschnüre herausragten. Dann hieß es, alle nacheinander so schnell wie möglich anzuzünden und Schutz hinter einem Baum zu suchen. Alles flog fast gleichzeitig in die Luft und brannte mit einer Intensität ab, dass Duke unbewusst ein paar Tropfen Pipi verlor. Mit allem hätte er gerechnet, aber nicht mit so einem Höllenfeuer, das wie der Blick in die Zukunft wirkte. Sieben Minuten bewunderte er das Spektakel, dann trampelte er das letzte Feuerchen aus und begrub die Reste unter einer großzügigen Schneedecke. Mit verschränkten Armen betrachtete Duke sich das Ergebnis und nickte zufrieden. Rache war eine heilsame Tat, fand er und machte sich zufrieden auf den Heimweg. Einzig was er zu gern gesehen hätte, waren die Gesichter der Logan-Brüder, wenn am Morgen der Zettel neben dem Weihnachtsbaum gefunden wird. Sicherlich würden viele Tränen fließen, dachte er grinsend, denn auf dem Zettel stand: Leider waren die Kinder in diesem Haus nicht sehr lieb und so musste ich die Geschenke wieder mitnehmen. Viele Grüße, der Weihnachtsmann.
Ho, Ho, Ho
Ich hoffe, dir hat die Kurzgeschichte gefallen und ich konnte dich ein paar Minuten vom stressigen Alltag ablenken. Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn du die Duke- Geschichte teilen würdest.
Du kennst die Duke-Reihe noch nicht? Dann warte nicht länger und bestell dir noch heute den 1. Teil „Ohne Warnung“
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